So unterschiedlich, aber dennoch ein Ganzes

Ich bin: Fabian Spörlein, 20
Meine Einsatzstelle heißt: Antoniusschule Dorsten
Sie befindet sich in: Dorsten

Mit dieser Gruppe von Menschen arbeiten wir hier: Grundschulkinder
Meine Einsatzstelle wurde gegründet:
Das sind meine üblichen Aufgaben im Alltag: Schulbegleitung, Betreuung der Kinder
 

 

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Mein Einsatzort ist die Antoniusschule in Dorsten. Es handelt sich dabei um eine Grundschule im Zusammenschluss mit einer weiteren Grundschule, die 490 Kinder hat. Die Antoniusschule ist eine Integrativschule, die Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf unterrichtet. Wir haben also eine Vielzahl von unterschiedlichen Charakteren, die bei uns auch lernen sollen, Unterschiedlichkeit nicht auszugrenzen sondern sich auf Individualität einzulassen. Ich begleite dort vormittags die Kinder im Unterricht und stehe für alle Fragen bereit. Ich achte darauf, dass die Kinder gut zurecht kommen und dem Unterricht folgen können. Das erleichtert meist auch der Lehrerin erheblich den Arbeitstag, wenn es eine zweite Person gibt, die auf die Kinder acht gibt. Gerade wenn es Zwischenfälle gibt, in denen der Lehrer/die Lehrerin theoretisch den Klassenraum verlassen müsste.

Nachdem die meisten Kinder abgeholt wurden oder nach der Schule nach Hause gelaufen sind, betreue ich nachmittags dann mit meinen Arbeitskollegen zusammen die übrig gebliebenen Kinder in der offenen Ganztagsschule. Die Kinder verbringen dort unterschiedlich lang den restlichen Teil des langen Schultages, bis sie abgeholt werden. Dort sie ihre Kreativität zeigen und an den Maltischen malen und basteln. Es gibt außerdem mehrere Spieltische, die in der Nähe von Spielregalen stehen. Dort sind eine große Anzahl an Brett- und Kartenspielen einsortiert worden, damit die Kinder auch dort genug Möglichkeiten  haben sich zu beschäftigen. Neben den bereits genannten Optionen gibt es auch zwei Bauecken, in denen mit Lego, Playmobil oder anderen Bausteinen gespielt werden kann.

Einen Außenbereich hat die Schule natürlich auch. Im vorderen Bereich gibt es eine Schaukel, ein Basketballfeld und Klettergerüste, die vorallem vormittags sehr beliebt sind. Im hinteren Bereich der Schule gibt es ein Klettergerüst in einer Kiesgrube, eine Weitsprung-Grube und einen großen Bereich, auf dem meist Fußball gespielt wird. Der Hügel auf dem Schulhof ist aber auch ein Punkt der gerne zum spielen benutzt wird.

Da ich mein Projekt in einer offenen Ganztagsschule durchführe, kam mir die Idee eines Mal-und Bastelauftrags sehr gelegen. Die Kinder in der OGS sind alle sehr kreativ und wollen hinsichtlich dessen auch in diesem Thema gefördert werden. Sie finden ja auch jeden Tag viele Möglichkeiten, wie sie ihren Tag bei uns, zum Beispiel am Maltisch, verbringen können, bis sie von ihren Eltern abgeholt werden. Daher habe ich mir einen Auftrag überlegt, der viel Spielraum für Kreativität lässt und der gleichzeitig viel Spaß mit sich bringt, wenn man ihn in einer Gruppe erledigt. Um es spannend zu machen habe ich den Kindern im Vorhinein nicht viel verraten, außer dass ich ein großes Projekt mit ihnen vor habe. Alle waren sofort angetan von der Idee, denn jedes Kind freut sich, wenn es die Verantwortung bekommt, bei etwas Großem mitzuhelfen.

Ich hatte viele Ideen für das große Bastelprojekt, wie zum Beispiel ein Auftrag für die Gruppe, indem diese einen Fisch entwickelt und jedes Kind eine Schuppe des Fisches erstellen darf. Dabei wird dem Kind nichts vorgeschrieben und so würde dann am Ende ein Fisch entstehen, der individueller nicht sein kann. Ich habe mir viele Gedanken gemacht und mich letztendlich für folgende Idee entschieden, die genauso individuell ausgefallen ist wie erwartet.

Ich habe zuhause eine Pappe zurecht geschnitten die förmlich einer Pizza ähnelt. Jedes Kind bekommt den Auftrag ein eigenes Pizzastück zu belegen. Dabei habe ich den Kindern freie Hand gelassen,wie sie arbeiten wollen. Sie sollten eine eigene Pizzakreation entwickeln. Als Zutaten können sie die üblichen Dinge aufkleben und aufmalen wie zum Beispiel Salami, Schinken oder Ananas. Es ist aber auch erlaubt, alles mögliche mit darauf zu malen, was den Kindern in den Sinn kommt. Von der Lieblingsbeschäftigung bis zum zukünftigem Traumjob waren keine Grenzen gesetzt.

Start des Projektes

Oben zusehen ist zum Beispiel das Pizzastück von Henrike, die einen Teil des Stücks mit Zutaten bemalt hat und die andere Seite kreativ genutzt hat. Sie hat sich bewusst für so eine Aufteilung entschieden, da sie die Zutaten nicht mit ihrer Zukunftsvision vermischen wollte, weil das nicht passen würde. Sie hat eine Wiese gemalt mit zwei Blumen. Im Himmel sieht man außerdem noch einen Regenbogen. Durch einen Sticker wurde auch noch ein Vogel hinzugefügt.

So sieht ihr Traum von einem schönen Tag in der Zukunft aus.

Das zweite Pizzastück ist ein reines Phantasie-Stück geworden. Hier hat die kleine Helferin ihrer Phantasie freien Lauf gelassen, hat aber einen kleinen Traum mit eingefügt.

Sie möchte nämlich Ihre Mutter dazu überreden, einen Hund für die Familie anzuschaffen.

Vielleicht hilft ihr Pizza-Stück dabei, die Mutter zu überzeugen.

Manche Kinder wollten auch gemeinsam ein Stück Pizza belegen, weil sie als gute Freunde/ Freundinnen gerne zusammen etwas schaffen.

Bei der Durchführung des Projekts ist mit tatsächlich die große Unterschiedlichkeit der Kinder bewußt geworden. Einige Kinder haben sich die Wachsmalstifte geschnappt und alles gemalt, was ihnen in den Sinn kam. Andere haben sich lieber auf die mitgebrachten Stickern und Aufkleber gestürzt.

Die Einen waren konzentriert und ruhig, während die Anderen aufgedreht und aktiv waren. Einige Kinder suchten das Gespräch mit mir, während die Anderen lieber in Ruhe arbeiten wollten. Wenn man mit Kindern arbeitet, ist man überrascht, wie offen manche Kinder von sich und ihren Eltern erzählen.Viele haben mich auch nach meinem eigenen Zuhause gefragt.

Dann habe ich ihnen von meinem Hund und meiner Katze erzählt. Sie konnten kaum glauben, dass das zusammen passt. Das war natürlich fü das Thema Individualität und Vielfalt ein guter Übergang. Selbst Hund und Katze können freidlich miteinander leben, wenn sie sich respektieren.

Für die Kinder bedeutet „ Soziale Gerechtigkeit“ immer etwas Anderes.

Die Einen antworten, dass alle das Gleiche haben sollten. Zum Beispiel eine Belohnung für ihre Schulleistungen.

Die Anderen finden, dass man für das, was man haben möchte, auch etwas leisten muss.

Diese unterschiedlichen Ansichten konnte ich auch beim Belegen der Pizzastücke beobachten. Während manche Kinder alle Sticker für sich beanspruchen wollten, waren andere gerne bereit, auf Sticker zu verzichten, um sie ihren Mitschülern zu überlassen.

Die beiden Mädchen, die zusammen an ihrem Pizza-Stück gearbeitet haben, hatten überhaupt kein Problem, sich abzustimmen. Eine war  für die Zutaten zuständig, die andere für die Zukunftsvisionen. 

Hieran kann man, wie ich finde, gut erkennen, wie unterschiedlich die Kinder aufwachsen.

Für mich war dieses Projekt eine schöne Erfahrung. Abgesehen davon, dass die Arbeit mit den Kindern viel Spaß gemacht hat, habe ich durch die Zusammenarbeit auch viele Kinder noch einmal anders kennen gelernt. Es war wirklich interessant, wie unterschiedlich alle sind und doch auch gemeinsam gearbeitet haben. Es wurden auch untereinander Fragen gestellt, z. B. warum der Hund auf dem Pizza-Stück ist, obwohl man den ja gar nicht essen kann. Ich hoffe, die Kindern haben damit ein Stück mehr „Soziale Gerechtigkeit“ verstanden

 

 

 

AutorInnen
Fabian Spörlein