Hermann Gmeiner - „Gib mir nur einen Schilling“
Bericht über Hermann Gmeiner
Hermann Gmeiner - ein Kampf für soziale Gerechtigkeit
Mit über 572 SOS-Kinderdörfern und 2100 sozialen Zusatzeinrichtungen in 135
verschiedenen Ländern, hat Hermann Gmeiner das geschafft wonach er strebte: Eine sozial
gerechte Gesellschaft für benachteiligte Kinder und Erwachsene. Durch den Verkauf von
Weihnachtskarten, Spenden und freiwilligen Jugendlichen, sammelte er in kürzester Zeit
genug, um 1949 in Imst in Tirol den Verein SOS-Kinderdörfer zu gründen.
„ Alles Große in unserer Welt geschieht nur, weil jemand mehr tut, als er muß.“
Hermann Gmeiner
Ein Junge aus einfachen Verhältnissen
Hermann Gmeiner wurde am 23. Juni 1919 in Alberschwende, Österreich geboren. Er stammt aus
einer kinderreichen Vorarlberger Bauernfamilie mit 4 Brüdern und 4 Schwestern. Bei der Geburt
seines Bruders Anton, verlor er sehr früh seine Mutter. Sein Bruder Anton wurde nach der Geburt
von seinem Onkel adoptiert. Erst in der Schule erfuhr er, dass er eigentlich acht Geschwister hatte.
Die Rolle der Mutter übernahm Gmeiners älteste Schwester Elsa. Die Kinder wollten keine
Stiefmutter und versprachen dem Vater, ihm bei jeder Arbeit zu unterstützen.
Aufgrund eines Stipendiums war es Gmeiner möglich, ein Gymnasium zu besuchen. Später wurde
er als Soldat im zweiten Weltkrieg in Russland eingesetzt. Nach Kriegsende studierte er in
Innsbruck Medizin, mit dem Ziel, Kinderarzt zu werden. Nebenbei engagierte er sich als
Jugendbetreuer. Dabei erlebte er Not und Verlassenheit der vielen Kriegswaisen und die
Missstände in den kasernenartigen Heimen der Nachkriegszeit. Er hatte erlebt, wie viel Kummer
es machte, ohne die Fürsorge einer Mutter aufzuwachsen. Deswegen sind „Mutter, Geschwister
und ein Dorf“ Grundsäulen der Kinderdörfer.
„ Ich weiß nichts Besseres, als einem Kind zu helfen, als ihm eine Mutter zu geben, Geschwister
zu geben, ein Haus, ein Dorf zu geben“
Hermann Gmeiner
„Gib mir nur einen Schilling“
Hermann Gmeiner brach sein Studium ab und widmete sein Leben seiner Vision. Er entwarf den
Plan, ein Haus für elternlose Kinder zu bauen, in dem Geschwister zusammen leben und durch
eine Mutter betreut werden. Ihm war auch sein Leben auf dem Dorf sehr wichtig, deswegen plante
er ein ganzes Kinderdorf. Durch „Fundraising“ sammelt er mit dem Slogan „Gib mir nur einen
Schilling“ Spenden. Seine Jugendgruppe half ihm, Werbehefte zu drucken und sie vor Kinos zu
verteilen. Als er 600 Schilling - das entspricht heute etwa 276€- zusammen hatte, begann er
damit, ein Grundstück für sein Dorf zu suchen. Zudem sammelten sie Spenden, durch den Verkauf
von Weihnachtskarten. Dadurch erreichten sie über 1.000 Spender. Mit diesen Spenden gründete
Hermann Gmeiner, 1949, den Verein SOS-Kinderdorf in Imst in Tirol. Im selben Jahr legte er den
Grundstein für das „Haus der Frieden“. Am selben Tag werden die Grundsteine für die nächsten
fünf Familienhäuser gelegt. 1950 wurden im Kinderdorf 5 Kinder betreut. 1951 waren es schon 45
Kinder.
Der Erfolg der SOS-Kinderdörfer regte auch in anderen Ländern Aufmerksamkeit . 1963 konnte er
in Daegu/Korea, mit Erfolg der „Reiskornaktion“, das erste Kinderdorf auf ausereuropäischen
Boden errichten. In den nächsten Jahren folgten SOS-Kinderdörfer auf dem amerikanischen und
afrikanischen Kontinent.
SOS-Kinderdörfer auf der ganzen Welt
Ende der 60er-Jahre gab es schon bereits 10 SOS-Kinderdörfer mit hundert Familien. In den
folgenden Jahrzehnten wurden die ersten SOS-Kinderdörfer in Korea, Asien, Argentinien, Ecuador,
Uruguay, Vietnam, Ghana, Kenia, Äthiopien, Sierra Leone, China, USA, Tschechische Republik,
Russland, Polen, Bulgarien, Rumänien, Mongolei, Usbekistan, Kasachstan, Australien,
Mazedonien, Kambodscha und der Mongolei eröffnet.
Um die Frauen in den SOS-Kinderdörfern auf ihre Aufgabe vorzubereiten, gründete Gmeiner eine
„Mutterschule“. Diese Ausbildung dauerte anfangs nur 4 Monate, da nach Gmeiner Muttersein eher
etwas instinkthaftes sei, das bei zu viel Ausbildung verstellt würde. Später folgten auch
Dorfgemeinschaften für Erwachsene, die aufgrund von Behinderung nicht selbstständig leben
können.
Heute gibt es in 135 Ländern 572 SOS-Kinderdörfer und über 2100 soziale Zusatzeinrichtungen
und Projekte, wie Kindergärten, Schulen, Jugendhäuser, Ausbildungszentren, Krankenhäuser,
Beratungs- und Sozialzentren, Familienhilfe-Programme, Nothilfe-Aktionen, Wohngruppen und
Mütterzentren.
„Nur ein Kind, welches Frieden erfahren hat, kann diesen auch erhalten“
Hermann Gmeiner
Hermann Gmeiner hatte die Überzeugung, dass nur ein geliebtes Kind ein liebender Erwachsener
werden kann. Diese Überzeugung vereinigt alle Religionen und Kulturen. Auf diese Basis wurde
zum Beispiel in Dalai Lama in den 60er Jahren das „Tibetan Children’s Villages“ und die „Tibetan
Homes Foundation“ gegründet. Seine Vision war ein Vorbild für die gesamte Welt.